“Kafkas Echo” – zu Besuch im Marbacher Literaturmuseum
Am 5. Juli 2024, zwei Tage nach Franz Kafkas Geburtstag, besuchten die Schüler*innen der zwei Leistungskurse Deutsch zusammen mit Frau Heinrich und Herrn Ritschi die Ausstellung „Kafkas Echo“, die im Marbacher Literaturmuseum der Moderne aus Anlass des 100-jährigen Todestages des Prager Autors noch bis zum 26. Januar 2025 zu sehen ist. Für den Titel der Ausstellung stand wohl der Heidelberger Philosoph Hans Georg Gadamer Pate: „Kafkas Echo dröhnte mir in den Ohren“, soll er laut eines Flyers gesagt haben. Dieser Ausspruch verweist auf einen Schwerpunkt der Ausstellung: Dem Nachhall und der Faszination, die Kafkas Werke auch heutzutage noch auf Künstler*innen ausüben, in deren Kreationen nachzuspüren.
Mit dem Kafka-Kosmos waren die Schüler*innen bereits zu Beginn des Schuljahres intensiv in Berührung gekommen: Dank der Lektüre verschiedener Parabeln und der Erzählung „Die Verwandlung“ waren sie mit dem Schriftsteller vertrauter geworden und hatten langsam ein Gespür dafür entwickelt, was mit dem rätselhaften Adjektiv „kafkaesk“ gemeint sein könnte. Auch die GFS einer Mitschülerin des einen Kurses hatte sich als eine hilfreiche Vorbereitung auf die Inhalte der Ausstellung erwiesen.
In Marbach selbst konnten sie nun nicht nur das mehrmals von Kafka abgeänderte Original-Manuskript der im Unterricht behandelten Parabel „Vor dem Gesetz“ in Augenschein nehmen, – dem einzigen zu Kafkas Lebzeiten veröffentlichten Text aus dem unvollendeten Roman „Der Prozess“-, sondern auch selbst tätig werden: Eine interaktive Station erlaubt es den Besuchern, mit den anderen Manuskriptseiten des Romans spielerisch umzugehen. Denn weder deren Entstehungszeit noch deren Reihenfolge lassen sich wissenschaftlich klar nachvollziehen.
Noch attraktiver für die Jugendlichen, da multimedialer, war das sogenannte „Kafka-Lab“, das ihnen erlaubte, mittels einer VR-Brille noch mehr in das „Prozess“-Universum einzutauchen. Hier konnten sie nun entscheiden, ob der ihnen präsentierte (und z.T. von einer KI generierte) Text ein typisches Kafka-Erzeugnis war oder nicht.
Anschauliche Einblicke in Kafkas Leben gewährte den Schüler*innen ein überdimensional großes und gläsernes Bücherregal, in dem Kafkas eigene Lektüren zusammengestellt worden sind. Die hier versammelten Exemplare verraten z.B., dass der Schriftsteller sich nicht nur mit der vegetarischen Kochkunst beschäftigt hat, sondern dass er auch diszipliniert das Gymnastikprogramm eines gewissen J. P. Müller absolvierte. Durch dieses tägliche „Müllern“ sei er zu einem starken Menschen geworden, wie er seinem Freund Max Brod in einem Brief mitteilte.
Auch wenn die Fahrt nach Marbach der großen Gruppe einiges an sportlicher Kondition abverlangte – bekanntermaßen ist heutzutage im Universum der Deutschen Bahn nichts weniger selbstverständlich geworden als einen Anschlusszug zu bekommen – und daher leider nur wenig Zeit zum Verweilen und Picknicken blieb, wird diese Exkursion ins Literaturmuseum der Moderne dem einen oder anderen sicherlich in eindrücklicher Erinnerung bleiben. Denn wie meinte ein Schüler sinngemäß: „Ich hätte nie gedacht, dass es so interessant sein kann, in eine Bücher-Ausstellung zu gehen.“