„Rediscovering the Roots of Democracy: From Ancient Greece to the European Union“
Ein Bericht zur Lehrer-Erasmus-Fortbildung in Athen vom 16.10. 2023 – 21.10.2023
In einer sich rasch globalisierenden Welt, in der von den Schülern erwartet wird, dass sie Bürger einer multikulturellen Gesellschaft sind, ist Demokratie eine wesentliche Voraussetzung.
Bezeichnenderweise ist die Demokratie auch einer der Grundwerte der Europäischen Union. Außerdem ist sie unter den Prioritäten von Erasmus+ für den Schulbereich aufgeführt.
Wenn Lehrer*innen ihren Schüler*innen den Wert der Demokratie anschaulich vermitteln wollen, müssen sie in der Lage sein, mit diesem Konzept richtig umzugehen und seine grundlegenden Bestandteile zu diskutieren.
Dieser Kurs zielte einerseits darauf ab, Lehrer*innen mit dem Konzept der Demokratie vertraut zu machen, indem er einen Blick auf ihre Geschichte wirft, beginnend mit seinem ersten Auftauchen im antiken Athen, bis zur modernen Demokratie im der Europäischen Union. Zudem sollten die Teilnehmer*innen analysieren, wie die Demokratie im Schulalltag gefördert werden kann und wie wir alle Schüler*innen dabei unterstützen können, aktive Mitglieder einer integrativen und partizipativen Gesellschaft zu werden.
Das Kursprogramm war in den ersten 3 Tagen jeweils zweigeteilt. Einerseits wurden nach einer Einführung in die griechische Kulturgeschichte, die Wurzeln der antiken attischen Demokratie erarbeitet. Gleichzeitig wurden neben der Vorstellung der Teilnehmer*innen und der jeweiligen Schulen, verschiedene gruppendynamische Aktivitäten durchgeführt, die jeweils einen direkten Bezug zu partizipativen Umgangsformen in Gruppen deutlich machten.
Zum Abschluss dieses ersten Teils stand am Ende ein gemeinsamer Besuch dem Pnyx, also dem Ort der antiken athenischen Volksversammlung. Hier wurden wir in eine Debattenform aus dem CDC-Modell eingeführt. CDC steht für “Competences for democratic culture” und ist ein Modell, das der Europarat 2018 für den Bereich der demokratischen Teilhabe und Partizipation veröffentlicht hat. (Programm: https://rm.coe.int/16806ccc0b) In dieser Debattenform geht es, anders als bei anderen Debattenformen wie zum Beispiel „Jugend debattiert“, zunächst nicht darum Argumente für die eigene Position zu finden und dann die jeweils andere Seite (oder Zuhörer) zu überzeugen. Vielmehr nehmen zunächst alle Teilnehmer*innen die Pro-Seite ein, gehen dann gemeinsam auf die Contra-Seite, dann wieder auf die Pro-Seite, bis keine neuen Argumente mehr gefunden werden. Erst danach wird ein Stimmungsbild gefunden, indem sich die Teilnehmerinnen auf die Seite stellen, deren Argumente sie am Meisten überzeugt haben.
Durch den gemeinsamen Gang wird ein starkes Gruppengefühl erzeugt, aus dem heraus sich häufig ruhigere, zurückhaltende Teilnehmer*innen eher trauen Argumente zu äußern.
Das CDC-Modell umfasst insgesamt zwanzig Kompetenzen und untergliedert sich in die vier Hauptkategorien Werte, Einstellungen/Haltungen, Fähigkeiten sowie Wissen und kritisches Denken.
In den folgenden beiden Tagen wurden gezielt Aktivitäten erarbeitet und getestet, die den Aufbau von Beziehungen zwischen Schülern, Lehrern und der gesamten Bildungsgemeinschaft verbessern können, um ein einladendes und stärkendes Umfeld im Klassenzimmer zu schaffen. Dabei wurden gezielt einzelne (oder mehrere) Kompetenzen des CDC-Modells in den Vordergrund gestellt.
Dabei war es interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Schulen der teilnehmenden Lehrkräfte jeweils Klassen- und Schulklima, sowie Demokratiebildung bereits fördern und gestalten und wo die spezifischen Probleme je nach Kultur, Adressaten und Schulumfeld liegen.
Insgesamt konnte ich den Eindruck gewinnen, dass wir am Hölderlin einerseits schon sehr weit sind, was die Förderung demokratischer Kompetenzen sind, aber trotzdem viele neue Möglichkeiten zum Ausbau mitnehmen. Insofern war die Fortbildung ein sehr gewinnbringendes Ereignis für mich als Lehrkraft.
Ein weiteres persönliches Ziel dieser Fortbildung, durch den Kontakt zu einer Athener Schule die Möglichkeit einer gemeinsamen Aktivität (z.B. im Rahmen eines Seminarkurses) auszuleuchten, konnte leider durch Terminprobleme während der Fortbildung nicht umgesetzt werden und soll auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.
Sven Lohscheller